Antigone – Corona, UA

Theater aus gegebenem Anlass

Ziele

Antigone begräbt ihren Bruder und verstößt so gegen das Gesetz. Die aktuellen Corona-Verordnungen greifen zutiefst in die Freiheitsrechte der Bürger ein, um die Menschheit vor Krankheit und Tod zu schützen. Indem wir die Problematik der aktuellen Corona-Krise durch die Folie der antiken Tragödie betrachten, werden die zeitlosen Aspekte beider Staatskrisen verdeutlicht und die aktuelle gesellschaftliche Entwicklung reflektiert.

Kontaktverbote, Quarantäne-Gebote usw. erzeugen im Alltag ein brisantes Spannungsfeld zwischen berechtigter Kritik und platter Verweigerung/Querdenkertum. Niemals können sich Letztere auf HeroInnen wie Sophie Scholl oder Antigone berufen. Das Theater will diese Differenz zwischen heroischem Widerstand und egomanischem Verhalten sinnlich erfahrbar machen. Der Chor dient als Medium für diese Erfahrung. Als Wesenskern der antiken Tragödie schildert, diskutiert, beurteilt und berät er die Protagonisten. Als Vermittler zwischen ZuschauerInnen und DarstellerInnen greift er ein ins Geschehen, nimmt alle Anwesenden mit und macht sie zu Teilhabenden.

Inhalt

Der Stücktext basiert auf der antiken Tragödie und schlägt den Bogen zur aktuellen Krise. Es gibt keine Trennung Bühne vs. Zuschauer, die Handlung springt zwischen Antike und Heute: Corona zwingt die Regierungen weltweit zu Maßnahmen, die massiv ins Leben der Bürger-Innen eingreifen. Erkämpfte Freiheiten, Sitten und Gebräuche werden beschnitten oder gänzlich verboten. Um die Menschheit vor Krankheit und Tod zu schützen, muss der Einzelne seinen Alltag auf nie dagewesene Weise beschränken.

Damals: König Kreon hat Gesetze erlassen, die uralte Sitten und Gebräuche unter Strafe stellen. Hintergrund ist eine überwundene Pest und der folgende Bruderkrieg zwischen den beiden Königssöhnen Eteokles und Polyneikes. Da beide im Kampf fielen, reißt Kreon, deren Onkel, die Herrschaft an sich und gebietet, dem Polyneikes jede Bestattung zu verweigern, weil er mit einem fremden Heer die eigene Stadt verwüstet hat.

Doch seine Schwester Antigone begräbt ihn, weil sie das alte Familienrecht höher achtet als die Gesetze des Staates. Der Konflikt ist eröffnet zwischen Staatsraison und altem Blutrecht.

Projektaktivitäten und Rahmen-Veranstaltungen

Für „Antigone“ verbinden sich professionelle KünstlerInnen mit Menschen aus dem weiten Feld der städtischen Kultur. Alle sind aufgerufen sich persönlich mitzuteilen und auszu-drücken. Analog zum klassischen Text werden Fragen formuliert: Welche zentralen Werte vertreten wir heute? Was gilt es zu verteidigen, zu vermeiden, zu überwinden? Gibt es ein Recht auf Widerstand? Wie stehen wir zu den Mächtigen? Wann treten wir in Widerstand? Wem halten wir die Treue?

In Proben und offenen Foren arbeiten Künstler und Laien praxisnah und ergebnisoffen. Schon im Vorfeld der Aufführungen werden Interessierte in die inhaltliche und künstlerische Arbeit einbezogen.

Deren Ergebnisse werden gesichtet und ausgewählt. So entsteht eine Textfassung, die aus dem Stücktext „Antigone“ und selbst entwickelten Sequenzen besteht. Letztere speisen sich aus den Genres Sprechtheater, Tanz/Musik und Gesang. In 7 Vorstellungen wird diese ästhetisch schillernde Inszenierung schließlich aufgeführt.

Projekt- und Umsetzungsort

Der Aufführungsort „Tiefburg“ ist der zentrale Kontenpunkt des Heidelberger Stadtteils Handschuhsheim und ideale Kulisse für eine Freiluftaufführung. Der sie umschließende ehemalige Wassergraben ermöglicht eine Art Stationen-Theater, das die Burg umkreist und immer wieder neue Perspektiven zaubert. Mit Antigone als „Hochkultur“- Projekt beginnt zugleich eine Neubelebung, indem Laien und Profis konstruktiv zusammenarbeiten. Durch die kooperierenden Vereine werden viele Menschen aktiv in den Entstehungsprozess eingebunden.

Diverse Präsentationen werden im Vorfeld der Aufführungen angeboten, vor kleinem Publikumskreis in den Räumen unserer Koop-Partner, aber auch bei anderen Veranstaltern. Ebenso werden öffentliche Lesungen der entstandenen Texte, von verwandten Texten und Inszenierungsfragmenten in den örtlichen Buchhandlungen organisiert.

 

Antigone – Corona, UA

[AK.T]-heater Heidelberg – wir spielen wieder!!

Vor 2500 Jahren von Sophokles geschrieben, hat seine Tragödie Antigone bis heute nichts von ihrer packenden, bewegenden Dramatik eingebüßt. Die darin thematisierten Aspekte sind auch heute noch aktuell. Antigone, die tragische Heldin, bestattet ihren auf dem Schlachtfeld gefallenen Bruder Polyneikes, obwohl ihr Onkel, König Kreon, das bei Todesstrafe untersagt hat. Der sieht in dem Gefallenen einen ruchlosen Vaterlandsverräter und rechtfertigt seine Gnadenlosigkeit mit der Staatsräson. Antigone hingegen glaubt ihr Handeln durch göttliche Gebote legitimiert. Die gebieten ihr, den toten Bruder zu bestatten, auch wenn er großes Unrecht auf sich geladen hat. Sie geht deshalb guten Gewissens und aufrecht in den Tod.

Betrachten wir die Problematik der aktuellen Corona-Krise durch die Folie der antiken Tragödie, treten die zeitlosen Aspekte beider Staatskrisen zutage. Hier wie dort stehen individuelle Rechte und Freiheiten im Widerstreit gegen die Gesetze des Staates.

Die Unerbittlichkeit des Schicksals, das die Götter über die Menschen verhängen, ist ein wichtiges Motiv der Antigone. Sophokles benutzt es, um vor dem anmaßenden Gebrauch der Macht zu warnen. Zugleich appelliert er an die Kraft des menschlichen Verstandes – gegenüber offensicht-lichem Unrecht ebenso wie angesichts des dunklen, mystischen Schicksals.

Der Stoff entstammt der griechischen Mythologie und ist eine Episode aus dem Sagenkreis um das thebanische Herrscherhaus der Labdakiden. Antigone ist die Tochter von Ödipus, der einst seinen Vater erschlug und seine Mutter heiratete. Ihre Brüder Eteokles und Polyneikes sind in der Schlacht gefallen. Letzterer hat die eigene Stadt mit fremden Truppen angegriffen, weshalb König Kreon sein Begräbnis verbietet, während Eteokles mit allen Ehren bestattet wird.

Das Stück entwickelt sich im strengen Wechselspiel zwischen dramatischen Szenen und kommentierenden Liedern des Chors. Von sog. Alltagsexperten in Workshops entwickelte Sequenzen thematisieren zudem den Bezug zur Corona-Krise. Die Unabsehbarkeit und Unentrinnbarkeit des Schicksals sind zentrale Motive der Handlung.

Premiere von Antigone – Corona, UA war am 24. September 2021 in der Tiefburg.

Es folgten weitere 7 gut besuchte Aufführungen bis zum 7. Oktober.

Hier können Sie die Ankündigung der Premiere in der Rhein-Neckar-Zeitung vom 21.9.21 nachlesen

Hier können Sie die Kritik der Premiere aus der Rhein-Neckar-Zeitung vom 28.9.21 nachlesen

Hier können Sie die Kritik der Premiere aus dem Mannheimer Morgen vom 28.9.21 nachlesen

Hier können Sie das Video einer Vorstellung von „Antigone-Corona“ in der Tiefburg anschauen

Wenn Sie mehr über all diejenigen, die für unser Projekt tätig sind – also über uns – erfahren wollen, klicken Sie hier

Gefördert im Impulsprogramm „Kunst trotz Abstand“ des Ministeriums für Wissenschaft, Forschung und Kunst Baden-Württemberg.

 

 

Gefördert vom Fonds Darstellende Künste aus Mitteln der Beauftragten der Bundesregierung für Kultur und Medien.

 

 

Außerdem fördern:               

In Kooperation mit dem Chor „Hendsemer Krischer“ unter Leitung von Sabine Dietenberger und der Bücherstube an der Tiefburg
Mit freundlicher Unterstützung des Stadtteilvereins Handschuhsheim