Literatur für die Sinne

eine musikalische Vorlesung
Premiere: 22. 11. 2014 in UNIVERSITAS Mittelbadgasse 7, Heidelberg Altstadt
mit Jutta Glaser (Gesang) und Hubert Habig (Sprache)
Wir leben in einer Gesellschaft, die sich der Überflutung der Sinne verschrieben hat. Die Reize werden penetranter während unsere Wahrnehmung im gleichen Tempo abstumpft und für die leisen und feinen Signale nicht mehr empfänglich ist. Um die Sinne wieder zu aktivieren, muss Literatur die Wahrnehmung neu ausrichten. Sie empfänglich machen für die sensiblen Bereiche des Miteinanders. Damit diese nicht untergehen in der Flut des Geschreis.
„Literatur für die Sinne“ will nicht nur den auditiven Charakter einer konventionellen Lesung bedienen, sondern mittels spezieller Literatur und der Art ihrer Darbietung die verschiedenen Sinne anregen und mobilisieren. Geplant ist eine Art interaktiver Produktion, in der z.B. der Rhythmus eines Gedichtes mit Klatschen oder Gehen der Besucher körperlich erfahrbar gemacht wird.
Ist nicht die Epoche der romantischen Literatur von ihrem geistigen Gehalt wie von ihrer stilistischen Prägung am stärksten dafür geeignet, dieses Konzept einzulösen? Die Heidelberger Dichter Brentano, Günderrode, Mereau und von Arnim liefern einen imposanten Schatz an Gedichten, Liedern, Briefen und Epigrammen, der ihr Leben und Schicksal uns nahe bringt. Heidelberg Romantik meint insofern nicht Rezitation von Texten, sondern Erfahren eines Lebensgefühls, Vermischung der Sinne.
Der Begriff „Synästhesie“ bezeichnet ein konkretes wahrnehmungspsychologisches Phänomen: Synästheten sehen beispielsweise beim Hören von Musik gleichzeitig Farben oder schmecken beim Essen Formen. Was bei einem „normalen“ Menschen nur einen Sinn anspricht, löst bei Synästheten mehrere Sinneswahrnehmungen aus, die inhärent miteinander verknüpft sind.??In der Performance werden bei den Besuchern verschiedene Formen und Arten der Sinnesverknüpfungen mittels Texten, Tönen, Liedern und Bildern stimuliert. Auf der Basis einer Grundstruktur aus Text, Sprache, Tönen entsteht so ein Werk, in dem die einzelnen Teilkünste mal dominieren, dann wieder subversiv im Hintergrund lauern.
Mittels der Kreativität der Besucher wird in jeder Vorstellung eine spezifische Performance mehr oder weniger improvisiert. Das heißt, jeder Abend ist ein Unikat, einmalig und unwiederholbar.
Karten: 06221-7786574 oder per Mail: hh-46@online.de – Preise: 9,- € / 6,- €
Presse: Rhein-Neckar-Zeitung 25.11.2014 RNZ26112014